GARTEN TRÄUME Ein Garten voller Fantaisie
Zwischen dunklen Fichten plätschern zahllose kleine Bächleinüber grosse, bemooste Granitblöcke die Hänge hinunter. Eine wunderschone Fahrt durch die Vogesen liegt hinter mir, nun erreiche ich einen kleinen Weiler nahe Granges sur Vologne. Schon in der nächsten Kurve zeigt sich mein Ziel : das kleine blaue Haus, das sich vertraümt an die Hügel schmiegt. "Un jardin de cottage" steht auf dem Schild an der Schmiedeeisernen Gartenpforte. Hier leben Monique Dronet und ihr Mann Thierry, der sich vor 20 Jahren einen Traum erfüllte. Als er damals das keine Chalet erwarb, waren die rund 2 ha Land, die nun als prachtvoller Garten zahlreiche Besucher anziehen, ebenso urwüchsiger Wald, wie man ihn noch heute rund um Berchigranges vorfindet. Zuerst baute Thierry sich eine Schreinerei, den Werkstoff Holz lieferte ihm sein eigener Wald. Doch nach und nach wurden die hohen Nadelbaüme gefällt, um Platz zu schaffen für das, was sich Thierry Dronet ertraümte : einen Naturgarten. In mühsamer Handarbeit besitigte er die schwere Granitbrocken, leitete die Bachlaüfe um, die durch das ganze Grundstück flossen, schaffte tonnenweise Muttererde heran, um den Hängen ihre sanfte Hügelform zu geben und natürlich einen fruchtbaren Untergrund zu erhalten. In einer kleinen Gärtnerei in St-Dié suchte er fachmännische Anregungen für sein Vorhaben - und fand in der Inhaberin Monique gleichzeitig die Frau fürs Leben.
Mit Monique hat Thierry nun eine fantasievoll Gartenkünstlerin und Expertin für alte Rosen und Duftpflanzen an seiner Seite. Sie war es auch, die dem kleinen Haus seinen blauen Anstrich gab und etliche der Rosen und Stauden aus ihrer Gärtnerei nach Berchigranges verpflantze. Fünfzehn Jahre hat es allerdings gedauert, bis der Garten seine heutige Gestalt erhielt. Und immer noch gehen den beiden Naturliebhabern die Ideen nicht aus. Anregungen finden sie auch in anderen Ländern und Kulturkreisen. Gräser aus den Dünen Irlands und Pflanzen aus dem Gebirge des Himalaya gedeihen im leicht alpinen Vogesenklima mit seiner klaren frischen Luft ebenso wie heimisches Gemüse, Lavendel und Narzissen, für die Thierry eine besondere Vorliebe hegt.
Der Weg führt den Besucher zunächst an der alten Schreinerei vorbei, in der sich heute noch die Werkstatt sowie die Besucherkasse und ein Informationsraum befinden. Das nach kanadischem Vorbild vollständig aus Naturmaterialien wie Holz, Steinen und Lehm errichtete Gebaüde weist keinerlei Ecken, Kanten oder Winkel auf und vermittelt dadurch ein Gefühl der Ausgeglichenheit und Harmonie. Der Eingangsbereich des Gartens ist in Form eines kleines Cottage-Gartens angelegt, gleichsam als Miniaturausgabe der hochherrschaftlichen Tudor-Garten Englands. Das im anschliessenden Küchengarten angebaute Gemüse wie Mangold, Grünkohl, Zucchini und Salat sowie verschiedene Küchenkraüter wandern selbstverständlich auch in den Kochtopf. Monique Dronet ist begeistert von der Vorstellung, wie das Wissen um die Cottage-Gärten einst von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. "Unser Garten ist Musik", sagt die zierliche Frau und weist auf die unterschiedlichen Melodien hin, die die Kaskaden von Bächen hervorbringen. Auch hier offenbart sich Monique Dronets Vorliebe für Gegensätze. Ruhiges, stehendes Gewässer in einem kleinen Teich, daneben ein rauschendes Flüsschen, ein Stück weiter das Murmeln eines naturbelassenen Rinnsals, das über runde, von Moos patinierte Granitsteine springt, die Thierry zur Dokumentation im ursprünglichen Zustand erhalten hat. Zusammen blden diese Gewässer ein kleines Orchester. Das entspricht dem Konzept dieses Gartens : "Unser Garten ist ein ganzheitlich erlebbares Ereignis, das alle Sinne gleichermassen ansprechen soll" erklärt Monique Dronet. Sie möchte ihren Garten allerdings nicht wie eine Show gestalten. Wer hierher kommt, muss sich auch einmal bücken, um zum Beispiel die winzigen Blüten der Alpenpflanzen zu begutachten, die im Steingarten wachsen. Dieser Teil des Gartens ist vollständig von allen Wasserläufen befreit worden und strahlt eine tiefe Ruhe aus. Von hier gelangt man in das "Chambre des Dames", den eigens durch Hecken abgegrenzten Duftgarten, in dem sich die Aromen von Lavendel, Kamille und Rosen miteinander vermischen. Eine Bank mit Polstern aus Kräutern, die bei Berührung ihren betörenden Duft verströmen, lädt zum Verweilen und Geniessen ein.
Überall finden sich Bänke, oft selbst restauriert oder gebaut, nicht immer jedoch für den Gebrauch gedacht. Besonderen Reiz haben diejenigen Sitzplätze, die mit wolligen oder aber duftenden "Kissen" bepflanzt wurden (Thymus pseudolanuginosus und Anthemis nobilis) und tatsächlich ihren Zweck als Bank auf charmante Weise erfüllen.
Ein noch relativ neues Projekt des Ehepaares ist der Bereich der Riesen-Pflanzen. Hier gedeihen Grossstauden wie Inula helenium "Goliath", Zierlauch und Königskerze (Verbascum bombyciferum) in einem von Holzbalken umgebenen Beet, das sich spiralförmig in die Höhe schraubt. "Wir wollen dem Besucher eine völlig andere Perspektive ermöglichen - ähnlich wie bei "Alice im Wunderland", erklärt Monique. "Durch das ansteigende Beet kann man die Blätter und Samenbüschel von unten betrachten und steht dadurch in einem ganz anderen Verhältnis zu den Gewächsen." Anschliessend führt sie mich noch durch das Gewächshaus und zeigt mir ihre beeindruckende Aurikel-Kollektion. Im Gewächshaus werden auch etliche der im Garten wachsenden Pflanzen herangezogen. Der Besucher kann sie teilweise erwerben, dafür steht im Gaten ein spezieller Teil als Verkaufsfläche zur Verfügung.
Die Saison hier in knapp 700 Meter Höhe ist relativ kurz. Es kann durchaus passieren, dass im April, wenn der Garten für Besucher öffnet, noch Schnee liegt. Mitte Juni bis Ende August ist die beste Zeit für einen Besuch des "Jardin de Berchigranges", doch auch der Spätherbst hat seine Reize : Schlangenhautahorn zeigt seine wunderschön strukturierte Rinde, die Samenstände der Gräser sind von Raureif überzuckert, Laub leuchtet in vielen Farbschattierungen. Und im Herbst beginnt die Zeit der Arbeit, wenn Thierry eine Brücke versetzt, Bänke und Zäune repariert oder neue Beete anlegt. Noch wurde nicht das gesamte Grundstück umgestaltet, es ist also noch viel Platz für Monique und Thierry Dronets Träume un Vorstellungen, und der Besucher wird immer wieder überrascht sein, welch ungewöhnliche Fantasien in den Nadelwäldern der Vogesen Wirklichkeit werden.
Uta Daniela Köhne
Mit Monique hat Thierry nun eine fantasievoll Gartenkünstlerin und Expertin für alte Rosen und Duftpflanzen an seiner Seite. Sie war es auch, die dem kleinen Haus seinen blauen Anstrich gab und etliche der Rosen und Stauden aus ihrer Gärtnerei nach Berchigranges verpflantze. Fünfzehn Jahre hat es allerdings gedauert, bis der Garten seine heutige Gestalt erhielt. Und immer noch gehen den beiden Naturliebhabern die Ideen nicht aus. Anregungen finden sie auch in anderen Ländern und Kulturkreisen. Gräser aus den Dünen Irlands und Pflanzen aus dem Gebirge des Himalaya gedeihen im leicht alpinen Vogesenklima mit seiner klaren frischen Luft ebenso wie heimisches Gemüse, Lavendel und Narzissen, für die Thierry eine besondere Vorliebe hegt.
Der Weg führt den Besucher zunächst an der alten Schreinerei vorbei, in der sich heute noch die Werkstatt sowie die Besucherkasse und ein Informationsraum befinden. Das nach kanadischem Vorbild vollständig aus Naturmaterialien wie Holz, Steinen und Lehm errichtete Gebaüde weist keinerlei Ecken, Kanten oder Winkel auf und vermittelt dadurch ein Gefühl der Ausgeglichenheit und Harmonie. Der Eingangsbereich des Gartens ist in Form eines kleines Cottage-Gartens angelegt, gleichsam als Miniaturausgabe der hochherrschaftlichen Tudor-Garten Englands. Das im anschliessenden Küchengarten angebaute Gemüse wie Mangold, Grünkohl, Zucchini und Salat sowie verschiedene Küchenkraüter wandern selbstverständlich auch in den Kochtopf. Monique Dronet ist begeistert von der Vorstellung, wie das Wissen um die Cottage-Gärten einst von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. "Unser Garten ist Musik", sagt die zierliche Frau und weist auf die unterschiedlichen Melodien hin, die die Kaskaden von Bächen hervorbringen. Auch hier offenbart sich Monique Dronets Vorliebe für Gegensätze. Ruhiges, stehendes Gewässer in einem kleinen Teich, daneben ein rauschendes Flüsschen, ein Stück weiter das Murmeln eines naturbelassenen Rinnsals, das über runde, von Moos patinierte Granitsteine springt, die Thierry zur Dokumentation im ursprünglichen Zustand erhalten hat. Zusammen blden diese Gewässer ein kleines Orchester. Das entspricht dem Konzept dieses Gartens : "Unser Garten ist ein ganzheitlich erlebbares Ereignis, das alle Sinne gleichermassen ansprechen soll" erklärt Monique Dronet. Sie möchte ihren Garten allerdings nicht wie eine Show gestalten. Wer hierher kommt, muss sich auch einmal bücken, um zum Beispiel die winzigen Blüten der Alpenpflanzen zu begutachten, die im Steingarten wachsen. Dieser Teil des Gartens ist vollständig von allen Wasserläufen befreit worden und strahlt eine tiefe Ruhe aus. Von hier gelangt man in das "Chambre des Dames", den eigens durch Hecken abgegrenzten Duftgarten, in dem sich die Aromen von Lavendel, Kamille und Rosen miteinander vermischen. Eine Bank mit Polstern aus Kräutern, die bei Berührung ihren betörenden Duft verströmen, lädt zum Verweilen und Geniessen ein.
Überall finden sich Bänke, oft selbst restauriert oder gebaut, nicht immer jedoch für den Gebrauch gedacht. Besonderen Reiz haben diejenigen Sitzplätze, die mit wolligen oder aber duftenden "Kissen" bepflanzt wurden (Thymus pseudolanuginosus und Anthemis nobilis) und tatsächlich ihren Zweck als Bank auf charmante Weise erfüllen.
Ein noch relativ neues Projekt des Ehepaares ist der Bereich der Riesen-Pflanzen. Hier gedeihen Grossstauden wie Inula helenium "Goliath", Zierlauch und Königskerze (Verbascum bombyciferum) in einem von Holzbalken umgebenen Beet, das sich spiralförmig in die Höhe schraubt. "Wir wollen dem Besucher eine völlig andere Perspektive ermöglichen - ähnlich wie bei "Alice im Wunderland", erklärt Monique. "Durch das ansteigende Beet kann man die Blätter und Samenbüschel von unten betrachten und steht dadurch in einem ganz anderen Verhältnis zu den Gewächsen." Anschliessend führt sie mich noch durch das Gewächshaus und zeigt mir ihre beeindruckende Aurikel-Kollektion. Im Gewächshaus werden auch etliche der im Garten wachsenden Pflanzen herangezogen. Der Besucher kann sie teilweise erwerben, dafür steht im Gaten ein spezieller Teil als Verkaufsfläche zur Verfügung.
Die Saison hier in knapp 700 Meter Höhe ist relativ kurz. Es kann durchaus passieren, dass im April, wenn der Garten für Besucher öffnet, noch Schnee liegt. Mitte Juni bis Ende August ist die beste Zeit für einen Besuch des "Jardin de Berchigranges", doch auch der Spätherbst hat seine Reize : Schlangenhautahorn zeigt seine wunderschön strukturierte Rinde, die Samenstände der Gräser sind von Raureif überzuckert, Laub leuchtet in vielen Farbschattierungen. Und im Herbst beginnt die Zeit der Arbeit, wenn Thierry eine Brücke versetzt, Bänke und Zäune repariert oder neue Beete anlegt. Noch wurde nicht das gesamte Grundstück umgestaltet, es ist also noch viel Platz für Monique und Thierry Dronets Träume un Vorstellungen, und der Besucher wird immer wieder überrascht sein, welch ungewöhnliche Fantasien in den Nadelwäldern der Vogesen Wirklichkeit werden.
Uta Daniela Köhne